Auch im Jahr 2019 wollten wir wieder eine größere Ausfahrt mit unseren Oldtimern machen und als uns die Einladung der Südtiroler erreichte, war uns sofort klar, wohin es gehen sollte.
Die Party sollte am Samstag, den 01.06. stattfinden. Das war für uns natürlich optimal, da Donnerstag der 30.05. in Deutschland Feiertag ist und der „Brückentag“ genutzt werden konnte.
Bald liefen die Reisevorbereitungen auf Hochtouren. Zimmer für die Übernachtung mussten gebucht, Gepäckträger gebaut, Reiserouten mussten vorbereitet werden, etc.
Da es Tage vor dem Start zu Hause andauernd regnete und keine Besserung in Sicht war, wurde der Wetterbericht mit bangen Blicken immer wieder angeschaut. Aber erfreulicherweise wurden die Aussichten von Tag zu Tag dann doch besser. Für Südtirol wurden bis zu 35 Grad vorausgesagt. Somit stand einem Wochenende in den Bergen nichts mehr im Wege.
Hatten wir letztes Jahr noch die komfortable Situation, dass Gies mit dem VW Bus mitfuhr und unser ganzes Gepäck transportierte, mussten wir diesmal alles auf den Bikes verstauen. Gies konnte heuer leider nicht mitkommen. Dank der neuen Gepäckträger war das Transportproblem dann auch gelöst.
Bei dieser Tour wollten wir ein besonderes Abenteuer in Angriff nehmen. Die Überquerung der Alpen, über das schneebedeckte Timmelsjoch. Das Timmelsjoch hat eine Passhöhe von 2.509 Meter und wird normalerweise Ende Mai geöffnet. Leider konnten wir die Erfahrung, zwischen meterhohen Schneewänden zu fahren, doch nicht machen. Aufgrund Lawinengefahr wurde die Öffnung der Passstraße immer wieder verschoben.
Am Donnerstag, den 30.05. (Christi Himmelfahrt oder auch Vatertag) ging es endlich los! Wir trafen uns bei Martin zur Abfahrt. Die erste Tagesetappe mit ca. 270 km ging nach Farchant bei Garmisch. Dort im Gasthof „Alter Wirt“ hatten wir ja schon letztes Jahr übernachtet und aufgrund der positiven Erfahrung, wollten wir auch diesmal die Nacht dort verbringen. Wir starteten am frühen Nachmittag und kamen auch bis Hilpertsweiler! Nach dem obligatorischen Tanken wollte eine Harley (neueren Baujahrs) nicht mehr anspringen. Glücklicherweise konnte der Fehler schnell gefunden und behoben werden. So ging es weiter, auf der Bundesstraße über Dinkelsbühl, Wilburgstetten und Fremdingen, Richtung Donauwörth. An der Umgehungsstraße von Wallerstein mussten wir kurz anhalten, da bei einer Indian der Kickstarter lose nach unten hing. Auch das Problem konnte aber kurzfristig (mittels Expander) behoben werden. Weiter ging es, vorbei an Harburg und Donauwörth, zum Tankstop bei Asbach-Bäumenheim. Anschließend fuhren wir auf der B17 durch Augsburg, über Landsberg, bis kurz vor Schongau zum letzten Tanken. Nach einigen Zigaretten und kühlen Erfrischungsgetränken (Die Tankstelle hatte erfreulicherweise einen Getränkemarkt) wurde der letzte Teil der Tagesetappe in Angriff genommen.
Das Wetter meinte es gut mit uns und so fuhren wir bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen, über Oberammergau, nach Farchant. Dort wurden wir schon bei der Ankunft vom „Alten Wirt“ persönlich herzlich begrüßt und es gab erst Mal eine Erfrischung. Danach wurden die Motorräder in die Garage gestellt und die Zimmer bezogen. Einem gemütlichen Ausklang des ersten Tages stand somit nichts mehr im Wege. Vom letzten Jahr wussten wir noch, dass der „Alte Wirt“ eine sehr gute Küche hat. Deswegen freuten wir uns schon auf „Schweinebraten in Dunkelbiersoße“, „Bayerischer Zwiebelrostbraten“ oder „Grillpfanndl“. Leider war die „Schweinshaxn“ schon ausverkauft.
Der Abend war wieder viel zu schnell vorbei, und wir Fieberten schon der nächsten Etappe entgegen
Am darauffolgenden Morgen musste sich die Reisegruppe leider trennen. Hans, Tim, Klaus D. und Martin E. konnten nicht mit nach Südtirol fahren, da sie andere Verpflichtungen hatten. Die vier verabschiedeten sich nach dem Frühstück von uns und fuhren Richtung Heimat. Ihr Rückweg führte sie (bei etwas kühleren Temperaturen), vorbei an Kloster Ettal und dem Plansee, zurück nach Deutschland.
Für uns ging es dann weiter Richtung Süden.
Wir das sind:
Matthias: Indian 741 Militaryscout Bj. 1941
Andi: Indian Chief Bj.1952
Martin: Indian Chief Bj.1942
Werner: Indian Chief Bj.1946
Bevor wir aufbrachen, suchten wir noch kurz eine Werkstatt auf, um das immer noch bestehende Kickstarter Problem zu lösen. Ein paar Tropfen Öl bewirkten Wunder und der Weiterfahrt stand nichts mehr im Wege. Die Fahrt durch Garmisch-Partenkirchen gestaltete sich wieder schwierig, da durch das pausenlose „Stop-and-go“ die alten Maschinen doch sehr stark beansprucht wurden. Danach ging es weiter über die Grenze bis Seefeld, wo wir die nächste kleine Reparatur hatten. Doch auch hier konnte der Fehler schnell behoben werden (Ein Stecker hatte sich von der Zündspule gelöst) und es ging weiter den „Zierler Berg“ hinab in das Inntal. Vorbei an Innsbruck (wir fuhren hier kurz auf die Autobahn, um die Motorräder zu schonen) ging es über den Brenner nach Südtirol. Nach einer tollen Fahrt, erreichten wir, bei strahlendem Sonnenschein, Natz-Schabs am Eingang vom Pustertal. Diesmal waren wir aber nicht die ersten auf dem Platz. Die „Bonedaggers“ aus Illertissen waren schon vor uns da.
Jetzt wurden erst Mal die Zelte aufgebaut, Gepäck verstaut und luftigere Kleidung angezogen. Die Südtiroler brachten auch gleich gekühlte Getränke, um uns nach der heißen Fahrt ein wenig zu erfrischen. Der Abend klang bei „Benzingesprächen“ und etlichen (mehr oder weniger lustigen) Witzen, in gemütlicher Runde am Lagerfeuer aus.
Als Highlight hatten wir am Samstag eine Dolomiten Rundfahrt geplant. Gegen Mittag ging es los. Vorbei an Brixen und Klausen, hinauf ins Grödnertal, vor uns immer das beeindruckende Felsmassiv der Sellagruppe. Kurz vor der Passhöhe vom Sellajoch, unterhalb des Langkofel, mussten wir jedoch umkehren. Eine Indian wurde zu heiß und wir wollten einen größeren Schaden vermeiden. Auf dem Rückweg in Richtung Grödnerjoch hatte sich dann einer unserer Mitfahrer verirrt. Ohne es zu bemerken, fuhr er an uns vorbei. Bei seiner Aufholjagd den Pass hinab musste er diverse Rennmaschinen japanischer Bauart überholen. Glücklicherweise haben wir uns wiedergefunden (ohne anschließende Konsequenzen) und es ging weiter über das Grödner Joch hinab in das Gadertal und weiter Richtung Bruneck, ins Pustertal. Nach einer Strecke von ca. 150 Km erreichten wir wieder Natz-Schabs. Der Platz hatte sich mittlerweile gut gefüllt und wir fanden fast keinen Stellplatz für unsere Bikes.
Die Südtiroler hatten in Sachen Verpflegung wieder alles aufgefahren, was das Herz begehrt. Haxen (waren leider schon aus, als wir kamen), Schnitzel, Hamburger, Bratwurst, Pommes, etc. ließen keine Wünsche offen und wir konnten die Grundlage für den Abend schaffen.
Die angereisten Biker kamen auf ihren Maschinen (größtenteils amerikanischer Bauart) aus ganz Europa. Oftmals waren die Bikes älter als die Fahrer.
In sehr entspannter Atmosphäre verging die Zeit wie im Flug. Die Band trug ihren Teil zur guten Stimmung bei und der „Kickerkontest“ sorgte auch wieder für Begeisterung. Ein Pärchen auf einer Harley wollten auch einen „Burnout“ machen. Sie sorgten mit ihrer Kleidung für Aufsehen. Die beiden saßen nämlich nackt auf ihrem Motorrad, was das Publikum zu lautstarker Anfeuerung veranlasste, der Burnout war da Nebensache. Bei diversen Forst-Bier klang der Abend langsam aus.
Am Sonntag früh starteten wir zur nächste Etappe. Da wir noch bei Willi (Mitglied im Indian Club) in Rankweil vorbeischauen wollten, ging die Fahrt Richtung Bodensee. Zuerst fuhren wir jedoch nach Süden und durch die Südtiroler Landeshauptstadt Bozen. Nach einer Pizza und einem Cappuccino auf dem Waltherplatz, fuhren wir bei sengender Hitze durch die Bozener Altstadt (ein Ampelstopp war fast unerträglich) Richtung Meran. Weiter ging es (bei starkem Rückreiseverkehr) den Reschenpass hinauf. Nach einer Pause ging es, bei erträglicheren Temperaturen, über die Grenze und hinunter nach Landeck. Kurz vor St.Anton am Arlberg, war für eine Indian die Reise zu Ende. Der Verdacht war „Kolbenfresser“! Da wir aber nicht mehr so weit von Rankweil entfernt waren, telefonierten wir mit Willi, der sich in seinen Transporter setzte und gleich losfuhr, und das liegengebliebene Motorrad holte. Nur noch zu dritt fuhren wir weiter, da der Abend nicht mehr weit war und wir nicht bei Dunkelheit über den Arlbergpass fahren wollten. Bei Willi angekommen, stellten wir fest, dass er für uns gekühlte Getränke bereitgestellt hatte, was bei den Temperaturen sehr erfreulich war. Als Willi dann mit der defekten Maschine samt Fahrer zurück war, gingen wir in Rankweil noch zum Essen und anschließend zurück zu Willi, zum Übernachten.
Am Montag ging es dann Richtung Heimat. Als geklärt war, wie die defekte Maschine und Fahrer nach Hause kommen, fuhren wir los. Erstmal auf der Autobahn, vorbei an Dornbirn und Bregenz, durch den Pfändertunnel, zurück nach Deutschland. Bei Wangen verließen wir die Autobahn und fuhren auf Landstraßen weiter. Allerdings war die Fahrt wegen diverser Sperrungen und Umleitungen ziemlich nervenaufreibend. So beschlossen wir bei Ulm, auch aufgrund der immer dunkler werdenden Wolken, wieder auf die Autobahn zu fahren. Zum Glück regnete es dann doch nicht und wir kamen gegen Abend, nach insgesamt ca. 1500 Km, trocken wieder in Ampfri an.
Fazit:
Trotz des einen Totalausfalls und einiger kleinerer Reparaturen haben die Oldtimer wieder ganz gut durchgehalten. Bei 70 Jahre alten Motorrädern muss man halt mit kleineren Reparaturen rechnen. Beim nächsten mal ist vielleicht das Timmelsjoch offen und die Öltemperatur an den Bikes normal. Dann werden bestimmt neue Herausforderungen auf uns warten…
Fortsetzung folgt (hoffentlich)
Reisebericht von Werner Hübsch
Guter Bericht Werner! Südtirol ist halt immer ein Traum!!
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