Reisebericht – Mit 82 Jahren über die Alpen.

Nein, gemeint sind hier nicht die Fahrer, sondern die Motorräder, die sind bis zu 82 Jahre alt.

Am 14. Juni, sind wir zu einer besonderen Tour aufgebrochen. Mit unseren Oldtimern wollten wir die Alpen überqueren. Wir, das sind:

-Hans, Harley Davidson VLH Bj. 1936 – 1200 ccm
1

-Mathias, Indian Chief Bj. 1953 – 1380 ccm
2

-Andy, Indian 741 Bj. 1941 – 680 ccm
3

-Benny, Harley Davidson FL Bj. 1957- 1200 ccm
4

-Werner, Indian Chief Bj. 1946 – 1200 ccm
5

-Jim, Harley Davidson FXR 1987- 1340 ccm
6

 

Das Gepäck sowie diverse Werkzeuge, Ersatzteile, Öle usw, hatte Gies dabei, welche uns im VW Bus begleitete. (Was für uns natürlich sehr Vorteilhaft war, da wir kein Gepäck auf den Motorrädern hatten)

Gegen Mittag ging es los. Aufgrund des Alters (der Motorräder) war die Anreise in zwei Etappen geplant. Über Dinkelsbühl und Nördlingen ging es nach Donauwörth. Bei Asbach-Bäumenheim wurde getankt.

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Danach ging es weiter auf der B2 und B17 über Augsburg, Landsberg, Schongau und Oberammergau, nach Farchant bei Garmisch. Hier hatten wir im Gasthof „Alter Wirt“ Reserviert. Der „Alte Wirt“ ist bei Motorradfahrern bekannt und so waren auch einige Biker mit ihren neuen Harleys anwesend, welche uns natürlich gleich zu Zuverlässigkeit und Komfort unserer alten Maschinen befragten. Den Abend ließen wir bei gutem Essen, guten Gesprächen über die erste Etappe und ein paar Bier, ausklingen. (Die Gespräche führten wir teilweise in Englisch, da unser Mitreisender Jim, aus North Carolina USA, kein Deutsch spricht)

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Am nächsten Morgen, nach einem guten Frühstück wurde erstmal die Technik, sowie Ölstände etc., an den Motorrädern überprüft. Dann ging es auch schon los zur zweiten Etappe. Bei strahlendem Sonnenschein und blauen Himmel, fuhren wir über Garmisch und Mittenwald, an Seefeld vorbei, Richtung Innsbruck.

Hier wartete die erste größere Herausforderung auf uns: Der Zirler Berg! Die Östereichische B177 führt hier vom Seefelder Sattel (1185m) ins Inntal, nach Innsbruck. Die Straße ist hier sehr steil. Die 400 Höhenmeter haben teilweise eine Steigung von 16%, aber nur eine einzige Kehre. Den alten Trommelbremsen wurde hier alles abverlangt. Teilweise konnte nur mit Motorbremse gebremst werden, aber es klappte alles. Die Bremsen taten, was Sie sollten.

Danach ging es ein kurzes Stück auf die Autobahn, damit wir nicht durch Innsbruck fahren mussten. Mit Handschaltung und Fußkupplung wäre dies keine Wohltat für unsere Bikes und für die Fahrer.

An der nächsten Ausfahrt (Innsbruck Süd) verließen wir die Autobahn wieder und nahmen die nächste Herausforderung in Angriff: Den Brenner.

Auf der alten Brenner Bundesstraße ging es, vorbei am Stubaital, Matrei und Gries, auf schönen kurvenreichen Straßen, mit tollem Panorama, Richtung Italien. Kurz vor der Grenze hielten wir zum letzten Tankstop in Österreich. Schließlich erreichten wir den Brennerpass und überquerten die Grenze zu Südtirol.

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Ab hier ging es dann nur noch Bergab (…die Straßen). Mit jedem Meter spürte man wie es wärmer wurde und die Sonne immer stärker vom Himmel brannte.

Vorbei an Sterzing, erreichten wir kurz nach der imposanten Franzensfeste, unser Ziel in der Nähe von Brixen.

Hier hatten die Südtiroler zur Party eingeladen. Der Platz, wo das Fest stattfinden sollte, lag in einem Waldstück auf einem Plateau am Eingang zum Pustertal. Der Zeltplatz (Campground) befand sich auf einer kleinen Lichtung und da wir die ersten Gäste waren, konnten wir uns den besten Platz aussuchen.

Als wir unsere Zelte aufgebaut hatten, kamen noch mehr Unterampfracher an.

Martin, Harley-Davidson FLH Bj. 1977 – 1200 ccm und Tim, Harley-Davidson WLA Bj. 1942 – 750 ccm.

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Und Francesca mit Louisa waren natürlich auch dabei.

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Gemeinsam stießen wir dann noch auf unsere Pannenfrei-Fahrt an, was aufgrund des Alters unserer Fahrzeuge, schon bemerkenswert war. In gemütlicher Runde mit den Südtirolern und weiteren Neuankömmlingen, ließen wir den Abend ausklingen.

Am nächsten Morgen wurden wir durch das Donnern großvolumiger V2 Motoren geweckt. Bei den ankommenden Maschinen handelte es sich fast ausschließlich um ältere Baujahre der Marke Harley-Davidson. Sogenannte „Knuckleheads“, „Flatheads“, „Panheads“ und „Shovelheads“, fuhren zuhauf auf den Platz.

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Nach dem Frühstück folgte ein weiteres Highlight. Die Ausfahrt zur Zanser Alm. Vorbei an der Bischofstadt Brixen ging es durch das Eisacktal, Richtung Klausen und dann in das Villnösstal. Immer Bergauf, auf schmalen Bergstraßen vor atemberaubender Bergkulisse, erreichten wir die Alm. Unterhalb der Imposanten Felstürmen der Geisler Gruppe, stärkten wir uns mit „Kasnocken“ und anderen Südtiroler Spezialitäten.

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Ein Teil der Gruppe fuhr anschließend den gleichen Weg wieder zurück ins Tal. Mathias, Andy und Werner beschlossen, mit ihren Indian´s, noch eine Tour durch die Südtiroler Bergwelt zu unternehmen. Über das Würzjoch ging es ins Gadertal und danach über Bruneck zurück ins Pustertal. Die Indian`s erwiesen sich als sehr zuverlässig und machten keinerlei Probleme.

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Zurück auf dem Zeltplatz fanden wir fast keine Abstellmöglichkeit für unsere Motorräder, da alles bis in den letzten Winkel voll war. Aus Finnland, England, Holland, Belgien, etc. und natürlich Italien, Österreich und Deutschland, waren Gäste auf ihren alten Harley`s angereist. Die Veranstalter hatten alle Hände voll zu tun. Bei Hochsommerlichen Temperaturen flossen die Getränke in Strömen. Die Live Band tat ein Übriges. Bei massenweise guten „Benzingesprächen“ verging die Zeit rasend schnell.

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Dann wurde es nochmal Interessant. Alle warteten gespannt auf den „Kicker Contest“. Bei diesem Wettbewerb ging es darum, sein Motorrad innerhalb einer Minute, möglichst oft mit dem Kickstarter anzukicken und wieder ausmachen und wieder Anzukicken. Der erste Biker schaffte 16 Starts, der zweite auch. Der dritte schaffte 24 Starts innerhalb einer Minute. Und dann kam Tim an die Reihe. Er schaffte es 29 mal seine WLA Anzukicken. Die nachfolgenden Teilnehmer schafften diesen Wert alle
nicht, nur beim letzten wurde es nochmal spannend. Aber auch er schaffte nur 22 Starts, da sein Motorrad zum Schluß nicht mehr anspringen wollte. Damit hatte Tim gewonnen und erhielt den ersten Preis.

 

So langsam wurde es Zeit zum Schlafen, da ja am nächsten Tag die Heimreise anstand.

Nach dem Aufstehen wurden die Zelte abgebaut und das Gepäck verstaut. Wir fuhren noch ein kurzes Stück bis Brixen, tranken einen Cappuccino und machten uns auf den Weg.

Da wir den Nachhauseweg in einem Stück zurücklegen wollten, gingen wir bei Brixen auf die Autobahn. Vorbei an Sterzing, über den Brenner und die Europabrücke, bis Innsbruck fuhren wir dann auf der (teuren) Autobahn. Danach ging es den Zirler Berg hoch, vorbei an Seefeld und Garmisch bis Oberammergau. Hier fing es dann leider an zu Regnen. Wir hielten zur Kaffeepause und zogen dann die Regenkleidung an. Erfreulicherweise hörte es nach ein paar Kilometern wieder auf zu Regnen und beim nächsten Tankstopp zogen wir die Regenkleidung wieder aus. Auf der Restlichen Strecke klarte der Himmel immer mehr auf und wir kamen trocken zuhause an.

Somit fand eine tolle Oldtimerreise nach Südtirol, nach einer zurückgelegten Strecke von ca. 1000 Km, ihr Ende. Alle Motorräder hielten trotz ihres Alters ohne größere Probleme durch.

Das WM Fußballspiel der Deutschen Mannschaft konnten wir leider nicht mehr sehen. (Nach Aussage der Zuschauer im Clubhaus, hatten wir aber nichts verpasst)

Reisebericht von Werner Hübsch

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