Altfränkische Tracht – Zeugen aus alter Zeit
1860 – 1920
Gesammelt und bewahrt von Frau Luise Ellinger, Altersberg
Die altfränkischen Trachten, genannt „Gwand“, wurden hauptsächlich im heutigen Westmittelfranken, im oberen Wörnitztal, von Gebsattel bis Schopfloch getragen.
Die jeweilige Region war an der Kopfbedeckung, die Frau und Mann trugen, erkennbar. Unterschiede machten nur die Konfessionen, so war das „Gwand“ der katholischen Frauen sehr farbenfroh, das „Gwand“ der Protestantinnen meist schwarz mit lila oder grünem Zubehör.
Die kostbaren Stoffe (stammten aus der Seidenstrasse, z.T. aus Indien) für die Schürzen brachten Hausierer in die hiesigen Ortschaften. Spinner und Weber aus der Region erstellten den Leinenstoff aus Flachs noch bis in die 50er Jahre. Örtliche Damen- oder Herren-Schneider fertigten die Trachten (Gwand) in ihren Werkstätten oder auch direkt bei den Familien in den Häusern. Unterröcke, Blusen (Hemden hat man vor 1920 nicht gekannt), „Stehbrunshosen“, Strümpfe, so genannte Weißnähereien, wurden von den Leuten selbst genäht.
Ebenfalls bestickten die Frauen ihre Hauben, Umschlagtücher, Täschlein (aus Samt) nach vorgegebenen Mustern selbst. Das Material (bunte Glasperlen, Pailletten) stammte aus dem Balkan, Hausierer brachten die Materialien in die Region. Besonders kunstvoll, je nach arm oder reich, wurden die Bändelhauben mit Spiegel (Hinterkopfseite) reich verziert. Frau Ellinger beherrscht diese Kunst noch, mit feinen Stichen (Seidengarn) gestaltet sie die Blütenblätter bunt, Blumenstiel und -blätter werden durch kleine längliche Glasperlen und Pailletten verziert.
Das Innenfutter der Haube wird aus Sackleinen und Kartoffelstärke erstellt und somit der Kopfform leicht angepasst. Früher verwendete man Pappe oder Zeitungspapier. An die Haube wurden dann sog. Moreebänder angenäht. Junge Frauen trugen kurze Bänder, alte Frauen lange Bänder. Konnte man die Hauben nicht selbst erstellen, ging man zur Hutmacherin in Feuchtwangen oder Rothenburg. Die Handarbeiten wurden meist während des Winters durchgeführt.
Die Trachten (Gwand) wurden in der Regel nicht auf die Nachkommen vererbt, sondern die oder der Tote wurde in seinem „Gwand“ beerdigt. In schlechten Zeiten, in Kriegsjahren, wurden die Trachten auch mal umgearbeitet z.B. für die Kinder.
Auch die Kinder trugen das „Gwand“, es war schwarz, aber die weiße Schürze gehörte dazu.
Die Trachten, das „Gwand“, trug man zumeist an Sonn- und Festtagen. Das „Werktagsgwand“ nannte man „Blaudruck“. Es war aus blauem Stoff gefertigt, aber mit Mustern wie Blümchen oder kariert bedruckt, sowie mit Perlmutknöpfen versehen.
Oftmals verwendete man die billigeren Knöpfe, die mit weißem Garn überzogen waren.
Ab den Zwanziger Jahren war das Tragen von Trachten, „Gwand“ auch hier verpönt. Der Einfluss der Mode aus den Städten machte auch auf dem Land nicht halt. Trachten galten fortan als überholt und unchic.
Heute werden wieder Trachten oder Landhausmode von den Damen getragen, auch in aufwendiger und „üppiger“ Aufmachung. Heut zu Tage ist es eine Modeerscheinung.
Damals trug man die Tracht, das „Gwand“, als normale Kleidung, wo jedoch auch arm oder reich zu erkennen war.